Die 9 Teamrollen nach Belbin

Im Unternehmensumfeld spielt die Zusammensetzung von Teams eine entscheidende Rolle für den Erfolg. Das von Dr. R. Meredith Belbin entwickelte Modell der Teamrollen bietet einen umfassenden Ansatz, um die Stärken und Schwächen von Teammitgliedern auszubalancieren und Synergien zu schaffen. In diesem Artikel erklären wir die 9 Rollen des Belbin-Modells und deren Anwendung in der Praxis.

Die Grundlagen des Belbin-Modells

Definition und Ziel der Teamrollen nach Belbin

Das Belbin-Modell unterteilt Teammitglieder in 9 Rollen, die in drei Kategorien gruppiert sind: Wissen, Handlung und Kommunikation. Jede Rolle hat ihre eigenen Stärken und Schwächen, die zur Gesamtleistung des Teams beitragen.

Bedeutung von Teamrollen

Teamrollen sind unerlässlich für eine effiziente Zusammenarbeit. Sie helfen, die individuellen Fähigkeiten jedes Mitglieds optimal zu nutzen und fördern eine ausgewogene Teamdynamik.

Ursprung und Entwicklung des Belbin-Modells

Das Belbin-Modell wurde in den 1970er Jahren entwickelt. Belbin, ein britischer Psychologe, identifizierte Schlüsselrollen in Teams, die für eine erfolgreiche Zusammenarbeit erforderlich sind.

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Die Kategorien der Teamrollen

Das Belbin-Modell unterteilt Teamrollen in drei Hauptkategorien:

  1. Wissen (Thinking): Diese Kategorie umfasst Rollen, die sich durch analytische Fähigkeiten und Spezialwissen auszeichnen.
  2. Handlung (Action/Task): Rollen in dieser Kategorie sind auf die Umsetzung und Ausführung von Aufgaben fokussiert.
  3. Kommunikation (Social): Hier finden sich Rollen, die die Zusammenarbeit und Kommunikation im Team fördern.

Die 9 Teamrollen nach Belbin

Rolle Kategorie Hauptmerkmale
Beobachter Wissen Analytisch, objektiv, strategische Entscheidungen
Neuerer Wissen Kreativ, innovativ, frische Perspektiven
Spezialist Wissen Tiefgreifendes Fachwissen, Detailorientierung
Macher Handlung Zielorientiert, dynamisch, motivierend
Umsetzer Handlung Praktisch, organisiert, zeiteffizient
Perfektionist Handlung Detailorientiert, qualitätsbewusst, kontrollierend
Koordinator Kommunikation Organisierend, delegierend, teamfördernd
Wegbereiter Kommunikation Netzwerker, extrovertiert, ressourcenbeschaffend
Teamarbeiter Kommunikation Empathisch, konfliktlösend, moralstützend

Die 9 Rollen im Detail

Wissensorientierte Rollen

1. Beobachter

Diese Rolle zeichnet sich durch eine analytische und objektive Herangehensweise aus. Beobachter sind hervorragend darin, Situationen nüchtern zu analysieren und auf Basis von Fakten zu beurteilen. Ihre Stärke liegt in der Fähigkeit, strategische Entscheidungen zu treffen und Risiken abzuwägen. Jedoch können sie manchmal zu überkritisch sein, was zu Verzögerungen oder Entscheidungs-schwierigkeiten führen kann.

2. Neuerer

Neuerer sind die kreativen Denker im Team. Sie bringen innovative und oft unkonventionelle Ideen ein, die für frischen Wind und neue Perspektiven sorgen können. Ihre Kreativität ist besonders in Phasen der Ideenfindung und Problemlösung wertvoll.

Allerdings haben sie oft Schwierigkeiten, ihre Gedanken klar zu kommunizieren, was Missverständnisse zur Folge haben kann.

3. Spezialist

Spezialisten bringen tiefgreifendes Fachwissen in ihr Team ein. Sie sind Experten auf ihrem Gebiet und unverzichtbar, wenn es um spezifisches Know-how geht. Diese Rolle ist besonders wichtig, um sicherzustellen, dass das Team auf solidem fachlichen Fundament aufbaut. Allerdings können Spezialisten dazu neigen, sich zu sehr auf Details zu konzentrieren und dabei den Blick für das große Ganze verlieren.

Handlungsorientierte Rollen

4. Macher

Macher sind die treibende Kraft in einem Team. Sie sind zielorientiert, dynamisch und bringen Dinge ins Rollen.

Ihre Stärke liegt in der Fähigkeit, Teams zu motivieren und Projekte voranzutreiben. Allerdings können sie manchmal ungeduldig sein, was zu Spannungen im Team führen kann, besonders wenn Dinge nicht schnell genug vorangehen.

5. Umsetzer

Umsetzer: Umsetzer sind die Praktiker im Team.

Sie sind verantwortlich für die Planung und Ausführung von Aufgaben. Ihre Stärke liegt in der Organisationsfähigkeit und der Einhaltung von Zeitplänen und Prozessen.

Sie können jedoch manchmal unflexibel sein, was in sich schnell ändernden Situationen zu Problemen führen kann.

6. Perfektionist

Perfektionist

Perfektionisten haben ein Auge für Details und streben stets nach Fehlerfreiheit.

Sie sind wichtig, um die Qualität der Arbeit sicherzustellen und letzte Feinheiten zu optimieren.

Ihre penible Arbeitsweise kann jedoch zu einer übermäßigen Kontrolle führen, was den Arbeitsfluss hemmen und zu Verzögerungen führen kann.

Kommunikationsorientierte Rollen

7. Koordinator

Koordinatoren sind die Organisatoren im Team. Sie sind verantwortlich für die Delegation von Aufgaben und das Behalten des Überblicks über die Ziele. Ihre Stärke liegt in der Fähigkeit, das Team zusammenzuhalten und sicherzustellen, dass jeder seine Rolle kennt. Sie neigen jedoch dazu, zu wenig Eigeninitiative zu zeigen und sich mehr auf die Organisation als auf die eigene Aufgabenerfüllung zu konzentrieren.

8. Wegbereiter

Wegbereiter Netzwerker

Wegbereiter sind die Netzwerker im Team. Sie erkunden neue Möglichkeiten und knüpfen Kontakte außerhalb des Teams. Ihre Stärke liegt in ihrer extrovertierten Natur und der Fähigkeit, Ressourcen und Informationen von außen zu beschaffen. Allerdings besteht die Gefahr, dass sie das Hauptziel aus den Augen verlieren und sich zu sehr auf das Knüpfen von Kontakten konzentrieren, anstatt sich auf die eigentlichen Aufgaben zu fokussieren.

9. Teamarbeiter

Teamarbeiter sind die harmonisierende Kraft im Team. Sie fördern die Zusammenarbeit und sorgen für ein positives Teamklima. Ihre empathische Natur hilft, Konflikte zu lösen und die Moral hochzuhalten. Jedoch können sie in kritischen Situationen zögern, Entscheidungen zu treffen oder sich durchzusetzen, was in Krisensituationen zu Problemen führen kann.

Teamrollen nach Belbin in der Praxis

Ein zentraler Aspekt bei der Implementierung des Belbin-Modells ist die Identifizierung und Zuweisung der notwendigen Rollen. Es ist wichtig zu verstehen, dass nicht jedes Projekt die Besetzung aller Rollen erfordert. Manchmal ändern sich die benötigten Rollen sogar im Laufe eines Projekts.

Zum Beispiel sind in der Brainstorming-Phase kreative Rollen wie der Neuerer gefragt, während in der Umsetzungsphase der Perfektionist und der Umsetzer mehr gefordert werden. Durch diese flexible Rollenzuweisung kann das Team sich dynamisch an die Anforderungen des Projekts anpassen.

Tipps für die ausgewogene Rollenverteilung

belbin praxis

Die Verteilung der Teamrollen nach Belbin sollte idealerweise schon bei der Zusammenstellung des Teams berücksichtigt werden. Aber auch während der Projektarbeit sind fortlaufende Anpassungen nötig, um die Rollen effektiv zu nutzen:

  • Recruiting: Bei der Einstellung neuer Teammitglieder sollten neben fachlichen Qualifikationen auch deren bevorzugte Rollen und Arbeitsweisen berücksichtigt werden.
  • Gezielte Förderung: Durch Schulungen und Mentoring können Mitarbeiter in ihren Rollen weiterentwickelt und gestärkt werden.
  • Reflexion und Analyse: Eine kontinuierliche Überprüfung und Anpassung der Rollenverteilung ist entscheidend für den langfristigen Erfolg des Teams.

Die Bedeutung der individuellen Entwicklung innerhalb der Teamrollen

Neben der Zuweisung von Teamrollen ist es wichtig, die individuelle Entwicklung jedes Teammitglieds zu fördern. Dies ermöglicht es den Mitarbeitern, ihre Rollen effektiv auszufüllen und bei Bedarf auch in andere Rollen hineinzuwachsen. Fortbildungen, Workshops und regelmäßiges Feedback sind dabei unerlässlich.

Anpassungsfähigkeit und dynamische Rollenverteilung 

In einer sich ständig wandelnden Arbeitswelt ist die Fähigkeit zur Anpassung entscheidend. Das Belbin-Modell ist nicht starr, sondern ermöglicht eine dynamische Rollenverteilung, die sich den aktuellen Projektanforderungen und der Entwicklung der Teammitglieder anpasst.

Integration des Belbin-Modells in die Unternehmenskultur

Die erfolgreiche Implementierung des Belbin-Modells erfordert eine Integration in die Unternehmenskultur. Es sollte als Teil der alltäglichen Arbeitsweise verstanden und von allen Ebenen des Unternehmens angenommen werden. Nur so kann das volle Potenzial des Modells genutzt werden.

Der Einfluss von digitalen Tools auf die Teamrollen

In einer zunehmend digitalisierten Arbeitswelt spielen digitale Tools eine wichtige Rolle in der Unterstützung und Umsetzung des Belbin-Modells. Tools zur Teamkommunikation, Projektmanagement-Software und Online-Plattformen für Mitarbeiterentwicklung können helfen, die Rollen effektiver zu verwalten und die Zusammenarbeit zu optimieren. Hier gibt es einen ausführlichen Artikel zum Thema Remote Leadership.

Fazit: Strategie für die Zukunft der Teamarbeit

Durch die detaillierte Untersuchung und Zuweisung der neun spezifischen Teamrollen können die individuellen Stärken und Schwächen der Teammitglieder effektiv genutzt und ausgeglichen werden. Die bewusste Einbindung aller Rollen – von wissens- über handlungs- bis hin zu kommunikationsorientierten – gewährleistet, dass jedes Teammitglied entsprechend seinen Fähigkeiten und Neigungen eingesetzt wird.

Die Flexibilität des Modells ermöglicht es, sich an verändernde Projektanforderungen anzupassen, während die Integration in die Unternehmenskultur und die Nutzung digitaler Tools zur optimalen Umsetzung beitragen. Insgesamt bietet das Belbin-Modell einen umfassenden Rahmen für effiziente und erfolgreiche Teamarbeit.

Relevante Artikel:

Begriffserklärungen im Glossar:

FAQ: Die 9 Teamrollen nach Belbin

1. Was sind die Grundlagen des Belbin-Modells und was ist das Ziel der Teamrollen nach Belbin?

Das Belbin-Modell ist ein Ansatz zur Optimierung von Teamarbeit durch die Identifizierung und Ausgewogenheit von neun spezifischen Teamrollen. Es unterteilt Teammitglieder in Rollen, die in drei Kategorien gruppiert sind: Wissen, Handlung und Kommunikation. Jede Rolle besitzt einzigartige Stärken und Schwächen, die zur Gesamtleistung des Teams beitragen.

Das Hauptziel dieses Modells ist es, die individuellen Fähigkeiten jedes Teammitglieds optimal zu nutzen und eine ausgewogene Teamdynamik zu fördern. Ursprünglich in den 1970er Jahren entwickelt, fokussiert es auf Schlüsselrollen in Teams, die für eine erfolgreiche Zusammenarbeit unerlässlich sind.

2. Wie sind die Teamrollen im Belbin-Modell kategorisiert?

Das Belbin-Modell teilt die Rollen in die Hauptkategorien Wissen, Handlung, und Kommunikation auf:

  • Wissen (Thinking): Rollen, die analytische Fähigkeiten und Spezialwissen betonen.
  • Handlung (Action/Task): Rollen, die auf die Umsetzung und Ausführung von Aufgaben fokussiert sind.
  • Kommunikation (Social): Rollen, die die Zusammenarbeit und Kommunikation im Team verbessern.
3. Wie lauten die 9 Rollen kurz erklärt?

  • Wissensorientierte Rollen:
    • Beobachter: Analytisch und objektiv, gut in strategischen Entscheidungen.
    • Neuerer: Kreativ und innovativ, bringt frische Perspektiven ein.
    • Spezialist: Bringt tiefgreifendes Fachwissen, fokussiert auf Details.
  • Handlungsorientierte Rollen:
    • Macher: Zielorientiert und dynamisch, treibt Projekte voran.
    • Umsetzer: Praktisch und organisiert, sorgt für die Ausführung von Aufgaben.
    • Perfektionist: Detailorientiert, strebt nach Fehlerfreiheit und Qualität.
  • Kommunikationsorientierte Rollen:
    • Koordinator: Organisiert und delegiert Aufgaben, hält das Team zusammen.
    • Wegbereiter: Netzwerker, erkundet neue Möglichkeiten und knüpft Kontakte.
    • Teamarbeiter: Fördert die Zusammenarbeit, empathisch und konfliktlösend.
4. Wie können die Teamrollen nach Belbin in der Praxis angewendet werden?

In der Praxis ist es wichtig, die notwendigen Rollen zu identifizieren und zuzuweisen, abhängig von den Anforderungen des Projekts. Nicht jedes Projekt erfordert alle Rollen, und manchmal ändern sich die benötigten Rollen im Laufe eines Projekts.

Tipps für eine ausgewogene Rollenverteilung:

  • Recruiting: Berücksichtigen Sie die bevorzugten Rollen und Arbeitsweisen der Bewerber.
  • Gezielte Förderung: Entwickeln Sie Mitarbeiter weiter durch Schulungen und Mentoring.
  • Reflexion und Analyse: Überprüfen und passen Sie die Rollenverteilung kontinuierlich an.

Zusätzlich ist die individuelle Entwicklung jedes Teammitglieds entscheidend, ebenso wie die Anpassungsfähigkeit und eine dynamische Rollenverteilung. Eine Integration des Belbin-Modells in die Unternehmenskultur und der Einsatz von digitalen Tools können die Anwendung und Effektivität des Modells erheblich verbessern.

Quellen & weiterführende Literatur

Teamwork makes the team work

  • Zusammenfassung: Dieser Artikel beinhaltet ein Interview mit Dr. Meredith Belbin und bietet Einblicke in seine Gedanken zu aktuellen Themen, einschließlich HR-Management, Organisationsstruktur und geografischer Streuung.
  • Autor: I. G. Bell
  • Jahr: 2013
  • Veröffentlicht in: Human Resource Management International Digest

Artikel „Teamrolle“ in der Wikipedia

EVALUATION OF BELBIN’S TEAM ROLES – A CASE STUDY OF NIZWA COLLEGE OF TECHNOLOGY, SULTANATE OF OMAN

Belbin role diversity and team performance: is there a relationship?

  • Zusammenfassung: Diese Studie untersucht die Beziehung zwischen Rollenvielfalt im Team und Teamleistung. Es wurden keine signifikanten Zusammenhänge zwischen diesen Faktoren gefunden.
  • Autoren: R. Batenburg, Wouter van Walbeek, Wesley in der Maur
  • Jahr: 2013
  • Veröffentlicht in: Journal of Management Development

Belbin revisited: A multitrait–multimethod investigation of a team role instrument

  • Zusammenfassung: Diese Studie untersucht die Konstruktvalidität einer überarbeiteten Version des Belbin-Teamrollen-Messinstruments und zeigt gute diskriminante und konvergente Validität für das gesamte Instrument.
  • Autoren: D. van Dierendonck, R. Groen
  • Jahr: 2011
  • Veröffentlicht in: European Journal of Work and Organizational Psychology

Applying Fuzzy Technique in Software Team Formation Based on Belbin Team Role

  • Zusammenfassung: Dieser Artikel untersucht den Einsatz der Fuzzy-Technik zur Bildung von Softwareteams basierend auf Belbin-Teamrollen. Die Technik hilft dabei, effektive Teams mit ausgeglichenen Charakteristiken zu bilden und wird durch empirische Daten im industriellen Kontext validiert.
  • Autoren: Mazni Omar, Bikhtiyar Hasan, Mazida Ahmad, A. Yasin, Fauziah Baharom, Haslina Mohd, Norida Mohd Darus
  • Jahr: 2016
  • Veröffentlicht in: Journal of Telecommunication, Electronic and Computer Engineering

Verfasst von Thomas Löding,14. Januar 2024