Teamleitung mit dem Riemann-Thomann-Modell

Die richtige Balance von Nähe, Distanz, Dauer und Wechsel prägt jedes Team – behaupteten Befürworter des Riemann-Thomann-Modells. Wir erklären, wie eine ausgewogene Balance der vier Grundausrichtungen zu einer verbesserten Kommunikation, Konfliktlösung und sogar zu mehr Innovation im Team führt – und wo die Grenzen des Modells liegen.

Was ist das Riemann-Thomann-Modell?

Definition:

Das Riemann-Thomann-Modell ist ein psychologisches Rahmenwerk, das zur Analyse und Erklärung menschlichen Verhaltens und interpersoneller Beziehungen dient. Es basiert auf vier grundlegenden Orientierungen oder Dimensionen, die das menschliche Verhalten prägen. Diese Dimensionen sind Nähe, Distanz, Dauer und Wechsel.

Das Modell geht davon aus, dass jeder Mensch eine individuelle Präferenz oder Ausrichtung innerhalb dieser Dimensionen hat, die sein Verhalten und seine Interaktionen mit anderen beeinflusst.

Das Riemann-Thomann-Modell wird häufig in der Kommunikationspsychologie, im Coaching und in der Teamentwicklung eingesetzt, um Unterschiede im Verhalten und in der Kommunikation von Menschen zu verstehen und zu erklären.

Entstehung des Modells

Das Riemann-Thomann-Modell entstand aus den Arbeiten von Fritz Riemann, einem deutschen Psychoanalytiker, und wurde später von Christoph Thomann, einem Schweizer Psychologen und Kommunikationstrainer, weiterentwickelt.

Riemann legte den Grundstein des Modells in seinem Werk „Grundformen der Angst“, in dem er vier grundlegende menschliche Ängste und daraus resultierende Persönlichkeitstypen beschrieb. Thomann erweiterte diese Theorie, indem er sie mit Aspekten der zwischenmenschlichen Kommunikation verband.

Die Benennung des Modells nach Riemann und Thomann würdigt beider Beitrag: Riemanns theoretische Grundlagen und Thomanns praktische Anwendungen und Erweiterungen.

Diese Zusammenführung machte das Modell zu einem wertvollen Werkzeug in der Psychologie, insbesondere in Bereichen wie der Persönlichkeitsentwicklung und der Konfliktlösung.

Grundausrichtungen des Menschen

Riemann-Thomann-Modell

Die vier GrundausrichtungenDistanz, Nähe, Dauer und Wechsel – bilden das Kernstück des Riemann-Thomann-Modells. Sie dienen als Basis für das Verständnis menschlicher Verhaltensmuster und Interaktionen. Jede Ausrichtung repräsentiert spezifische Neigungen und Präferenzen, die das Denken und Handeln eines Individuums beeinflussen.

  • Distanzausrichtung steht für Unabhängigkeit und Selbstbestimmung.
  • Näheausrichtung symbolisiert das Bedürfnis nach Gemeinschaft und emotionaler Verbundenheit.
  • Dauerausrichtung reflektiert eine Präferenz für Stabilität und Beständigkeit.
  • Wechselausrichtung kennzeichnet die Tendenz zu Flexibilität und Innovation.
Grundausrichtung Beschreibung
Nähe Bedürfnis nach Gemeinschaft und emotionaler Verbundenheit
Distanz Streben nach Unabhängigkeit und Selbstbestimmung
Dauer Präferenz für Stabilität, Beständigkeit und Verlässlichkeit
Wechsel Tendenz zu Flexibilität, Innovation und Anpassungsfähigkeit

Ausführlich erklärt:

Distanzausrichtung

Im Riemann-Thomann-Modell ist die Distanzausrichtung eine der zentralen Dimensionen, die individuelles Verhalten prägt. Personen mit einer starken Distanzausrichtung zeichnen sich durch ein Bedürfnis nach Unabhängigkeit, Eigenraum und Selbstbestimmung aus.

Sie bevorzugen es, Aufgaben alleine zu lösen, und schätzen klare Grenzen in zwischenmenschlichen Beziehungen. Diese Orientierung führt oft zu einem hohen Maß an Selbstständigkeit und objektiver Urteilsfähigkeit.

Jedoch kann eine übermäßige Distanzausrichtung auch Herausforderungen mit sich bringen, wie etwa Schwierigkeiten in der Nähe zu anderen Menschen oder im Aufbau tieferer emotionaler Bindungen. Im Kontext des Modells wird die Balance zwischen Distanz und Nähe als wesentlich für gesunde interpersonelle Beziehungen und persönliches Wohlbefinden angesehen.

Näheausrichtung

Die Näheausrichtung stellt im Riemann-Thomann-Modell eine wesentliche Dimension dar, die das Verhalten und die interpersonellen Beziehungen eines Individuums beeinflusst. Personen mit einer ausgeprägten Näheorientierung legen großen Wert auf Zusammengehörigkeit, Gemeinschaft und emotionale Verbindung.

Sie neigen dazu, enge und harmonische Beziehungen zu pflegen, wobei Kooperation und Empathie zentrale Rollen spielen. Diese Ausrichtung fördert oft ein starkes Bedürfnis nach sozialer Einbindung und zwischenmenschlichem Austausch.

Obwohl diese Eigenschaften zu tiefen und erfüllenden Beziehungen führen können, besteht bei einer zu starken Näheorientierung die Gefahr der Abhängigkeit von anderen und der Vernachlässigung der eigenen Unabhängigkeit und Selbstständigkeit.

Im Riemann-Thomann-Modell wird daher die Bedeutung des Gleichgewichts zwischen Nähe und Distanz für die persönliche Entwicklung und gesunde Beziehungen hervorgehoben.

Dauerausrichtung

Die Dauerausrichtung ist eine der vier zentralen Dimensionen im Riemann-Thomann-Modell. Personen mit einer starken Dauerausrichtung zeichnen sich durch ein Bedürfnis nach Stabilität, Kontinuität und Verlässlichkeit aus.

Sie bevorzugen beständige Strukturen, bewährte Methoden und langfristige Pläne. Solche Individuen schätzen Tradition und Beständigkeit in ihrem Leben und Arbeit. Diese Ausrichtung fördert oft eine hohe Zuverlässigkeit, Verantwortungsbewusstsein und eine gründliche Arbeitsweise.

Eine übermäßige Dauerausrichtung kann jedoch zu Widerstand gegenüber Veränderungen, mangelnder Flexibilität und Schwierigkeiten bei der Anpassung an neue Situationen führen. Im Kontext des Modells wird die Balance zwischen Dauer und Wechsel als wesentlich für Anpassungsfähigkeit und persönliche Entwicklung betrachtet.

Wechselausrichtung

Im Riemann-Thomann-Modell repräsentiert die Wechselausrichtung eine Schlüsseldimension, die Personen charakterisiert, die Veränderung und Vielfalt bevorzugen. Individuen mit einer ausgeprägten Wechselausrichtung zeichnen sich durch ihre Affinität zu Neuerungen, Flexibilität und Abwechslung aus.

Sie sind oft kreativ und innovativ, stets auf der Suche nach neuen Erfahrungen und Herausforderungen. Diese Orientierung ermöglicht eine schnelle Anpassung an verändernde Umstände und fördert die Fähigkeit, unkonventionelle Lösungen zu finden.

Allerdings kann eine übermäßige Neigung zur Wechselausrichtung auch zu Unbeständigkeit, mangelnder Konsequenz und Schwierigkeiten bei der Aufrechterhaltung langfristiger Verpflichtungen führen.

Im Rahmen des Modells wird das Gleichgewicht zwischen Wechsel und Dauer als entscheidend für eine ausgewogene Persönlichkeitsentwicklung und effektive Problemlösung betrachtet.

Zuordnung

Eine effektive Anwendung des Riemann-Thomann-Modells in der Praxis erfordert das Verständnis, dass diese vier Grundausrichtungen dynamisch und kontextabhängig sind.

Grundausrichtung Teamrolle / Persönlichkeit Beispiele für Verhaltensweisen und Präferenzen
Nähe Teamförderer, Unterstützer Bevorzugt enge Zusammenarbeit, fördert Harmonie und Verständnis im Team, empathisch gegenüber den Gefühlen anderer
Distanz Analyst, Unabhängiger Denker Bevorzugt eigenständiges Arbeiten, setzt klare Grenzen, wertschätzt objektive Analysen und Selbstständigkeit
Dauer Planer, Organisator Schätzt Stabilität und Struktur, bevorzugt langfristige Planung und bewährte Verfahren, zuverlässig und verantwortungsbewusst
Wechsel Innovator, Veränderer Offen für neue Ideen und Veränderungen, flexibel und anpassungsfähig, kreativ in der Problemlösung, sucht nach Vielfalt und Abwechslung

Individuen tendieren dazu, in verschiedenen Lebensbereichen und Situationen unterschiedliche Kombinationen dieser Ausrichtungen zu zeigen. Zum Beispiel kann eine Person im beruflichen Kontext stark durch die Dauerausrichtung geprägt sein, während sie im privaten Bereich eine stärkere Neigung zur Näheausrichtung aufweist.

Die Einsicht, dass keine Ausrichtung intrinsisch „besser“ oder „schlechter“ ist als die anderen, ist zentral für die Anwendung des Modells. Jede Ausrichtung bringt sowohl Stärken als auch potenzielle Herausforderungen mit sich.

Die Kunst besteht darin, die eigenen vorherrschenden Ausrichtungen zu erkennen und bewusst mit ihnen umzugehen. Dies ermöglicht es, sowohl die eigenen Bedürfnisse zu erfüllen als auch effektiv mit Menschen umzugehen, deren Ausrichtungen sich von den eigenen unterscheiden.

Teamdynamik und Teampersönlichkeiten

Teammitglieder

Teamdynamik verbessern

Das Riemann-Thomann-Modell bietet eine wertvolle Perspektive für die Analyse und Optimierung von Teamdynamiken. In Gruppenkontexten manifestieren sich die vier GrundausrichtungenDistanz, Nähe, Dauer und Wechsel – in unterschiedlichen Team-Persönlichkeiten, die jeweils einzigartige Stärken und Herausforderungen mit sich bringen.

  • Distanzorientierte Teammitglieder fördern Unabhängigkeit und objektive Entscheidungsfindung, können aber Schwierigkeiten im emotionalen Austausch haben.
  • Näheorientierte Personen stärken den Zusammenhalt und die Kooperation im Team, könnten jedoch Konflikte vermeiden oder zu stark von Gruppenmeinungen abhängig sein.
  • Mitglieder mit einer Dauerausrichtung tragen zur Stabilität und Verlässlichkeit des Teams bei, neigen aber möglicherweise zu Widerstand gegen Veränderungen.
  • Wechselorientierte Individuen bringen Kreativität und Anpassungsfähigkeit ein, könnten jedoch Unbeständigkeit in langfristigen Projekten zeigen.

Das Verständnis dieser Dynamiken ermöglicht es Teams, ein Gleichgewicht zu finden, das die Stärken jedes Mitglieds nutzt, während potenzielle Schwachstellen gemindert werden. Die effektive Nutzung des Riemann-Thomann-Modells in Gruppen erfordert eine bewusste Reflexion und Diskussion über die verschiedenen Ausrichtungen.

Dies fördert nicht nur eine tiefere gegenseitige Anerkennung und Wertschätzung, sondern auch eine effizientere und harmonischere Zusammenarbeit. Ein Team, das die Prinzipien des Modells anwendet, kann eine resiliente, vielseitige und innovative Gruppenkultur entwickeln, die sich an unterschiedliche Herausforderungen anpasst und dabei sowohl individuelle als auch kollektive Ziele effektiv verfolgt.

Das Team als Persönlichkeit verstehen

Dauer-Distanz Team

In der Struktur des Riemann-Thomann-Modells bilden Dauer-Distanz Teams eine spezifische Konfiguration, die sich durch die Kombination der Dauerausrichtung und Distanzausrichtung auszeichnet. Teams mit dieser Prägung zeichnen sich durch eine hohe Stabilität, Strukturiertheit und Unabhängigkeit der Teammitglieder aus.

Mitglieder in einem Dauer-Distanz Team tendieren dazu, klare Verantwortlichkeiten und definierte Prozesse zu bevorzugen. Sie legen Wert auf Zuverlässigkeit, Effizienz und vorhersehbare Ergebnisse. Diese Teams sind oft stark in Umgebungen, die eine methodische Herangehensweise und sorgfältige Planung erfordern.

Allerdings können Dauer-Distanz Teams auf Herausforderungen stoßen, wenn es um Flexibilität, Anpassungsfähigkeit und innovative Lösungsfindung geht. Der Fokus auf Unabhängigkeit und Beständigkeit kann zu einer gewissen Trägheit in Bezug auf Veränderungen und neuen Ideen führen. Zudem könnte die emotionale Distanz zwischen Teammitgliedern die Entwicklung eines starken Teamgeists und einer kooperativen Arbeitskultur erschweren.

Um diese potenziellen Schwachstellen auszugleichen, ist es wichtig, bewusst Elemente der Nähe– und Wechselausrichtung zu integrieren. Dies kann durch Team-Building-Maßnahmen, die Förderung offener Kommunikation und die Ermutigung zur kreativen Problemlösung geschehen. Ein ausgeglichenes Dauer-Distanz Team kann somit von seiner grundlegenden Stärke in Struktur und Unabhängigkeit profitieren, während es gleichzeitig offener für Veränderungen und Teamzusammenhalt wird.

Dauer-Nähe Team

Dauer-Nähe Teams im Riemann-Thomann-Modell kombinieren die Eigenschaften der Dauerausrichtung mit denen der Näheausrichtung. Diese Teamstruktur ist gekennzeichnet durch ein starkes Bedürfnis nach Stabilität, Verlässlichkeit und gleichzeitig nach Zusammengehörigkeit und zwischenmenschlicher Verbundenheit.

Mitglieder in Dauer-Nähe Teams bevorzugen etablierte Prozesse und langfristige Strategien, was zu einer hohen Konsistenz und Planbarkeit in ihren Projekten führt. Gleichzeitig legen sie großen Wert auf ein harmonisches Arbeitsklima, gegenseitige Unterstützung und enge Zusammenarbeit. Dies fördert ein starkes Gemeinschaftsgefühl und eine kollaborative Arbeitsweise.

Jedoch kann die Kombination von Dauer- und Näheausrichtung dazu führen, dass solche Teams weniger offen für Veränderungen und neue Ideen sind. Der Fokus auf harmonische Beziehungen kann manchmal auch dazu führen, dass notwendige, aber unangenehme Entscheidungen vermieden werden. Um diese Herausforderungen zu bewältigen, ist es wichtig, Elemente der Distanz- und Wechselausrichtung einzubinden, um die Flexibilität zu erhöhen und eine dynamischere, innovativere Herangehensweise zu fördern.

Die bewusste Integration von diversen Perspektiven und Arbeitsstilen kann Dauer-Nähe Teams dabei helfen, ihre Grundstärken der Stabilität und Nähe zu bewahren, während sie sich gleichzeitig anpassungsfähiger und offener für Neuerungen gestalten. Dies führt zu einem ausgewogeneren Team, das sowohl in stabilen als auch in sich verändernden Umgebungen effektiv agieren kann.

Wechsel-Distanz Team

Wechsel-Distanz Teams im Riemann-Thomann-Modell vereinen die Charakteristika der Wechselausrichtung mit denen der Distanzausrichtung. Diese Teams sind besonders geprägt durch ihre starke Neigung zu Innovation, Flexibilität und Eigenständigkeit.

Mitglieder in Wechsel-Distanz Teams sind häufig motiviert durch neue Herausforderungen und unkonventionelle Lösungsansätze. Ihre Stärke liegt in der Fähigkeit, sich schnell an verändernde Umstände anzupassen und unabhängig zu agieren. Die Wechselausrichtung bringt Kreativität und Offenheit für Neues mit sich, während die Distanzausrichtung eine gewisse Autonomie und objektive Entscheidungsfindung fördert.

Allerdings können solche Teams auf Schwierigkeiten stoßen, wenn es um langfristige Planung und Kontinuität geht. Die Kombination aus Wechsel- und Distanzorientierung kann zu einer Vernachlässigung von langfristigen Zielen und zu Herausforderungen in der Aufrechterhaltung stabiler Teambeziehungen führen. Zudem könnte die Betonung von Unabhängigkeit und Flexibilität die Entwicklung eines kohäsiven Teamgefühls erschweren.

Um diese Herausforderungen zu meistern, ist es für Wechsel-Distanz Teams entscheidend, Aspekte der Nähe- und Dauerausrichtung bewusst zu integrieren. Dies kann durch Maßnahmen zur Stärkung des Teamgeistes, regelmäßige Abstimmungen und die Schaffung klarer, langfristiger Ziele geschehen. Eine solche Balance ermöglicht es dem Team, seine Stärken in Innovation und Flexibilität zu nutzen und gleichzeitig eine größere Beständigkeit und Zusammengehörigkeit zu entwickeln.

Wechsel-Nähe Team

Wechsel-Nähe Teams im Riemann-Thomann-Modell kombinieren die Dynamik der Wechselausrichtung mit der Verbundenheit der Näheausrichtung. Diese Teamkonstellation zeichnet sich durch eine hohe Anpassungsfähigkeit und ein starkes Bedürfnis nach zwischenmenschlicher Zusammenarbeit und emotionaler Verbundenheit aus.

Mitglieder von Wechsel-Nähe Teams sind oft sehr aufgeschlossen gegenüber neuen Ideen und Veränderungen. Sie bringen Kreativität und Innovationsgeist in das Team ein. Gleichzeitig legen sie großen Wert auf gegenseitige Unterstützung, empathische Kommunikation und enge persönliche Beziehungen innerhalb der Gruppe. Dies führt zu einer lebendigen und kooperativen Arbeitsatmosphäre.

Allerdings kann die Kombination aus Wechsel- und Näheausrichtung auch Herausforderungen mit sich bringen. Die ständige Suche nach Veränderung kann zu einer gewissen Unbeständigkeit führen, während die starke Betonung von Nähe und Zusammenhalt möglicherweise zu Lasten der Aufgabenerfüllung oder der Entscheidungsfindung geht. Zudem könnte die hohe Flexibilität und der starke Fokus auf das Teamgefühl die Entwicklung von klaren Strukturen und langfristigen Zielen erschweren.

Für Wechsel-Nähe Teams ist es daher wichtig, Elemente der Distanz- und Dauerausrichtung zu integrieren, um ein Gleichgewicht zwischen Innovation und Stabilität, sowie zwischen Teamzusammenhalt und effektiver Aufgabenerfüllung zu schaffen. Dies ermöglicht es dem Team, seine Stärken in Kreativität und Kooperation voll auszuspielen, während es gleichzeitig eine gewisse Struktur und Zielorientierung bewahrt.

Wie Teamleitungen vom Modell profitieren

Das Riemann-Thomann-Modell bietet Führungskräften und Teamleitungen ein wertvolles Instrumentarium, um die Dynamik und Effizienz ihrer Teams zu verstehen und zu verbessern. Die Anwendung des Modells ermöglicht es, die individuellen Stärken und Herausforderungen jedes Teammitglieds im Kontext der vier Grundausrichtungen – Distanz, Nähe, Dauer und Wechsel – zu erkennen und gezielt zu fördern.

Verbesserte Teamzusammensetzung und -entwicklung

Durch das Verständnis der unterschiedlichen Ausrichtungen können Führungskräfte Teams so zusammenstellen, dass eine ausgewogene Mischung der verschiedenen Orientierungen entsteht. Dies führt zu einer Vielfalt an Perspektiven und Fähigkeiten, die die Teamleistung und Kreativität steigern können.

Effektive Konfliktlösung

Das Modell hilft, die Ursachen von Konflikten innerhalb des Teams besser zu verstehen. Indem Führungskräfte erkennen, wie unterschiedliche Grundausrichtungen zu Missverständnissen oder Spannungen führen können, können sie gezielter und empathischer in Konfliktsituationen agieren und Lösungen finden, die alle Teammitglieder berücksichtigen.

Gezielte Personalentwicklung

Die Kenntnis der individuellen Ausrichtungen jedes Teammitglieds ermöglicht es Führungskräften, maßgeschneiderte Entwicklungspläne zu erstellen. Durch die Förderung von Bereichen, in denen Mitarbeiter weniger stark sind, und die Nutzung ihrer natürlichen Stärken, kann die Gesamtleistung des Teams gesteigert werden.

Verbesserung der Kommunikation

Das Riemann-Thomann-Modell unterstützt Führungskräfte darin, ihre Kommunikationsstrategien auf die individuellen Bedürfnisse und Präferenzen ihrer Teammitglieder abzustimmen. Dies erhöht das gegenseitige Verständnis und die Effektivität der Kommunikation.

Förderung von Teamharmonie und -zusammenhalt

Das Modell bietet einen Rahmen, um ein Umfeld zu schaffen, in dem sich jedes Teammitglied wertgeschätzt und verstanden fühlt. Dies stärkt den Teamzusammenhalt und fördert eine positive, unterstützende Arbeitsatmosphäre.

Anpassungsfähigkeit und Innovation

Die bewusste Balance zwischen den verschiedenen Ausrichtungen innerhalb eines Teams kann dazu beitragen, sowohl Stabilität als auch Flexibilität zu fördern. Dies ist besonders wichtig in sich schnell verändernden Geschäftsumgebungen, wo Anpassungsfähigkeit und Innovationskraft entscheidende Faktoren sind.

Tabelle: Vorteile für die Teamleitung

Vorteil Beispiele / Anwendung
Verbesserte Kommunikation Erkenntnis der individuellen Kommunikationsstile fördert ein besseres Verständnis und eine effektivere Ansprache der Teammitglieder.
Effektive Konfliktlösung Verständnis der zugrundeliegenden Motivationen und Ängste ermöglicht maßgeschneiderte Konfliktlösungsstrategien, die auf die individuellen Bedürfnisse eingehen.
Förderung von Innovation Durch das Erkennen und Nutzen der Stärken von Teammitgliedern mit einer Wechselausrichtung können neue Ideen angeregt und Innovationsprozesse beschleunigt werden.
Optimierung der Teamdynamik Die bewusste Gestaltung eines Teams, das eine ausgewogene Mischung der vier Grundausrichtungen aufweist, führt zu einer harmonischeren und produktiveren Zusammenarbeit.
Personalentwicklung Individuelle Förderung der Teammitglieder entsprechend ihrer Grundausrichtungen unterstützt deren persönliche und berufliche Entwicklung.

Kritik und Grenzen

Obwohl das Riemann-Thomann-Modell ein nützliches Werkzeug für die Analyse und Verbesserung von Teamdynamiken bietet, gibt es auch Kritikpunkte und Grenzen, die Teamleitungen berücksichtigen sollten.

Eine wesentliche Einschränkung des Modells liegt in seiner Vereinfachung menschlichen Verhaltens. Die Zuordnung von Individuen zu den vier Grundausrichtungen – Distanz, Nähe, Dauer und Wechsel – kann zu einer Übergeneralisierung führen, die die Komplexität und Vielfältigkeit individueller Persönlichkeiten nicht vollständig erfasst.

Ein weiterer Kritikpunkt ist die Gefahr der Selbstbestätigung. Teamleitungen könnten dazu neigen, Informationen so zu interpretieren, dass sie die Annahmen des Modells bestätigen, anstatt eine offene und objektive Perspektive einzunehmen. Dies könnte zu einer verzerrten Wahrnehmung der Teammitglieder und ihrer Verhaltensweisen führen.

Außerdem besteht das Risiko, dass die Verwendung des Modells in der Praxis zu Schubladendenken und Etikettierung führt. Dies kann negative Auswirkungen auf die Teamdynamik und das Selbstbild der Mitarbeiter haben, insbesondere wenn sie sich in den zugewiesenen Ausrichtungen nicht wiederfinden oder sich dadurch eingeschränkt fühlen.

Des Weiteren berücksichtigt das Modell möglicherweise nicht ausreichend den Einfluss von kulturellen, sozialen und organisationalen Faktoren auf das Verhalten von Individuen und Teams. Diese externen Einflüsse können ebenso entscheidend sein für die Teamdynamik und -leistung.

Tabelle: Kritik und Grenzen

Kritikpunkt Details
Übergeneralisierung Das Modell kann dazu führen, komplexe menschliche Verhaltensweisen zu vereinfachen, indem es Individuen in vier starre Kategorien einordnet, was deren Vielfältigkeit nicht gerecht wird.
Schubladendenken Die Einteilung in die vier Grundausrichtungen kann zur Etikettierung von Personen führen und damit individuelle Unterschiede und Entwicklungen ignorieren.
Mangelnde Berücksichtigung externer Faktoren Das Modell konzentriert sich hauptsächlich auf individuelle Präferenzen und kann externe Einflüsse wie kulturelle, soziale oder organisationale Faktoren unterbewerten.
Gefahr der Selbstbestätigung Teamleitungen könnten Informationen so interpretieren, dass sie die Annahmen des Modells bestätigen, was zu einer verzerrten Wahrnehmung führen kann.
Limitierte Anwendbarkeit In bestimmten Kontexten oder bei spezifischen Individuen kann das Modell weniger relevant oder hilfreich sein, was seine universelle Anwendbarkeit einschränkt.

Fazit

Trotz der aufgezeigten Grenzen kann das Riemann-Thomann-Modell Führungskräften und Teamleitungen helfen, ihre Teams effektiver zu managen, die Teamleistung zu optimieren und ein Arbeitsumfeld zu schaffen, das sowohl den individuellen Bedürfnissen der Teammitglieder als auch den Zielen der Organisation gerecht wird.

Relevante Artikel:

Begriffserklärungen im Glossar:

Literatur

  • Fleisch, Nico H.: „Das Quartett der Persönlichkeit. Das Riemann-Thomann-Modell in Beziehungen und Konflikten. Mit einem Vorwort von Christoph Thomann über die Entstehung des Modells“. Haupt Verlag, Bern 2020
  • Stahl, Eberhard: Dynamik in Gruppen, Beltz-Verlag, Basel 2007

Links

Verfasst von Thomas Löding, 01. Februar 2024