Psychologische Sicherheit im Team

Was ist Psychologische Sicherheit?

Psychologische Sicherheit ist definiert als die gegenseitige Überzeugung innerhalb eines Teams, dass das Umfeld sicher genug ist, um Risiken einzugehen. Es ist die Gewissheit, dass das Äußern von Meinungen, das Einbringen von Ideen und das Eingestehen von Fehlern nicht zu negativen Konsequenzen führen wird. Dieses Konzept fördert Vertrauen und Offenheit, ermöglicht konstruktive Konflikte und Innovation, ohne die Angst vor Bloßstellung oder Bestrafung.

Die zentrale Rolle von Führungskräften besteht darin, durch offene Kommunikation und die Förderung einer positiven Fehlerkultur, eine Umgebung zu schaffen, in der jedes Teammitglied sich wertgeschätzt fühlt und bereit ist, zum gemeinsamen Erfolg beizutragen. Effektive psychologische Sicherheit basiert auf Transparenz, Gerechtigkeit und dem Zugang für alle Teammitglieder, sich einzubringen.

Im Kern geht es bei psychologischer Sicherheit um die Schaffung eines Arbeitsklimas, das Inklusion, Lernbereitschaft und gegenseitiges Vertrauen betont, sodass alle Mitglieder eines Teams ihr volles Potenzial entfalten können.

Die Grundbausteine: Verletzlichkeit, Vertrauen, Verantwortung

Verletzlichkeit-Vertrauen-Verantwortung

Psychologische Sicherheit umfasst wesentlich drei Dimensionen:

Das Zeigen von Verletzlichkeit, das Schenken von Vertrauen, und das Übernehmen von Verantwortung bilden das Fundament psychologischer Sicherheit in Teams und Organisationen.

Die Fähigkeit, Verletzlichkeit zu zeigen, ist grundlegend, um nicht nur Aufgaben routinemäßig abzuarbeiten, sondern um kundenzentrierte Lösungen zu entwickeln. Dies beinhaltet beispielsweise die Offenheit, in einer Gruppe einzugestehen, dass man eine Aufgabe nicht verstanden hat, und um erneute Erklärung zu bitten. Eine Atmosphäre, in der solche Gesten ohne Angst vor Gesichtsverlust möglich sind, führt langfristig zu besseren Resultaten und effizienteren Abläufen.

Verletzlichkeit ist oft mit dem Gefühl der Scham verbunden („Ich bin nicht fähig/genug“) und kann die Annahme effektiver Arbeitsmethoden behindern. Forschungen zeigen, dass Menschen tendenziell eine von zwei Strategien im Umgang mit Verletzlichkeit wählen: Entweder behalten sie schambesetzte Erlebnisse für sich oder sie öffnen sich vertrauenswürdigen Personen. Die zweite Strategie, die Mut erfordert, führt zu Vertrauen und Zusammenhalt.

Vertrauen ist ein Balanceakt zwischen Hoffnungen und Ängsten. Es basiert auf der Zuversicht, dass entgegengebrachtes Vertrauen nicht enttäuscht wird, und dass man die Fähigkeiten besitzt oder entwickeln kann, um den Erwartungen gerecht zu werden. Sich selbst und anderen Vertrauen zu schenken, ist ein starker Motor für persönliches Wachstum.

Verantwortung zu übernehmen bedeutet, initiativ, kompetent, absichtsvoll und überzeugt von der eigenen Aufgabe zu handeln. Mangelnde Verantwortungsübernahme ist eine Herausforderung in selbstorganisierten Teams und zeigt sich in langen Bearbeitungszeiten, unklaren Rollenzuweisungen und ineffizienten Prozessen. Verantwortung geht über die reine Verpflichtung hinaus und beinhaltet eine freiwillige, proaktive Haltung.

In psychologisch sicheren Umgebungen ermöglicht die offene Kommunikation über Unsicherheiten und Unklarheiten eine effektive Verantwortungsübernahme. Dies schafft einen Kreislauf, in dem Verletzlichkeit, Vertrauen und Verantwortung sich gegenseitig stärken und zu einer resilienten, leistungsfähigen Teamkultur führen.

Warum psychologische Sicherheit wichtig ist

Die Bedeutung von psychologischer Sicherheit in modernen Arbeitsumgebungen kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Dieses Konzept ist der Schlüssel zu einer Unternehmenskultur, die Innovation, Engagement und Effizienz fördert. Durch die Etablierung eines Umfelds, in dem sich alle Teammitglieder sicher fühlen, ihre Gedanken und Ideen ohne Angst vor Zurückweisung oder Bestrafung zu äußern, entstehen grundlegende Vorteile für das gesamte Unternehmen.

Innovationsförderung ist eines der herausragenden Merkmale psychologisch sicherer Teams. Wenn Mitarbeiter:innen wissen, dass Experimentieren und das Eingestehen von Fehlern nicht nur akzeptiert, sondern ermutigt werden, sind sie eher bereit, kreative Risiken einzugehen und neue Ideen zu entwickeln. Diese Offenheit für Experimente treibt den Fortschritt voran und hält Organisationen an der Spitze des Wettbewerbs.

Ein weiterer entscheidender Vorteil ist die Steigerung der Teamleistung. Teams, die in einem Klima der psychologischen Sicherheit operieren, zeigen eine höhere Effektivität in ihrer Zusammenarbeit. Die freie und offene Kommunikation ermöglicht es, Probleme schnell zu identifizieren, Lösungsstrategien effizient zu entwickeln und Wissen umfassend zu teilen. Dies führt zu verbesserten Prozessen und Ergebnissen.

Psychologische Sicherheit trägt zudem zu einer positiven Arbeitsatmosphäre bei, senkt Stress und erhöht das Wohlbefinden der Mitarbeiter:innen. Ein solches Arbeitsklima fördert nicht nur die individuelle Zufriedenheit, sondern auch das gemeinsame Engagement für die Ziele des Unternehmens. Mitarbeiter:innen, die sich wertgeschätzt und verstanden fühlen, zeigen ein höheres Commitment und sind motivierter, zum Erfolg des Teams und des Unternehmens beizutragen.

Letztlich stärkt psychologische Sicherheit die Zukunftsfähigkeit von Organisationen. In einer sich schnell wandelnden Welt ist die Fähigkeit, sich anzupassen und zu innovieren, entscheidend. Teams, die eine Kultur der Offenheit und des Lernens pflegen, sind besser darauf vorbereitet, Herausforderungen zu meistern und Chancen zu nutzen.

Förderung von psychologischer Sicherheit

Die Schaffung eines psychologisch sicheren Arbeitsumfelds ist entscheidend für die Förderung einer Kultur der Offenheit, des Respekts und der Innovation. Führungskräfte und HR-Abteilungen spielen eine zentrale Rolle in diesem Prozess, indem sie gezielte Maßnahmen ergreifen, um ein Umfeld zu schaffen, in dem Mitarbeiter:innen sich trauen, Risiken einzugehen, Feedback zu geben und aus Fehlern zu lernen.

Ein erster Schritt zur Förderung der psychologischen Sicherheit ist die Etablierung einer positiven Fehlerkultur. Dies bedeutet, dass Fehler als Lernmöglichkeiten und nicht als Gründe für Bestrafung gesehen werden. Führungskräfte können dies unterstützen, indem sie offen über eigene Fehler sprechen und zeigen, dass das Eingestehen von Fehlern ein Zeichen von Stärke und nicht von Schwäche ist.

Eine weitere wichtige Maßnahme ist die Förderung offener Kommunikation. Dies kann durch regelmäßige Meetings geschehen, in denen Teammitglieder ermutigt werden, ihre Gedanken und Bedenken frei zu äußern. Führungskräfte sollten aktiv zuhören und alle Beiträge wertschätzen, um zu signalisieren, dass jede Meinung wichtig ist.

Inklusion und Diversität sind ebenfalls wichtige Säulen der psychologischen Sicherheit. Teams sollten so zusammengestellt werden, dass sie eine breite Palette von Perspektiven und Hintergründen widerspiegeln. Führungskräfte müssen sicherstellen, dass alle Teammitglieder gleichberechtigten Zugang zu Informationen und Ressourcen haben und dass ihre Beiträge gleich gewichtet werden.

Die Schulung von Führungskräften in emotionaler Intelligenz und empathischer Führung ist eine weitere effektive Strategie. Führungskräfte sollten lernen, wie sie ein unterstützendes Klima schaffen, in dem Mitarbeiter:innen sich sicher fühlen, sich zu äußern und kreative Lösungen zu entwickeln.

Abschließend ist es wichtig, dass Organisationen Feedback-Schleifen etablieren, um kontinuierlich zu lernen und die psychologische Sicherheit zu verbessern. Dies kann durch anonyme Umfragen, Feedback-Meetings oder andere Kanäle geschehen, die es Mitarbeitenden ermöglichen, offen über ihre Erfahrungen zu sprechen.

Durch die Kombination dieser Strategien können Führungskräfte und HR-Abteilungen ein Umfeld schaffen, das psychologische Sicherheit fördert und damit die Grundlage für höhere Kreativität, bessere Teamleistung und stärkere Bindung der Mitarbeiter:innen an das Unternehmen legt.

Fazit

Psychologische Sicherheit stellt weit mehr dar als einen aktuellen Trend. Forschungsergebnisse untermauern ihre signifikante Rolle in der Steigerung der Leistungsfähigkeit von Personal und Teams. Der Erfolg eines Teams lässt sich formen und ist nicht ausschließlich von dessen Zusammensetzung oder der Aufteilung der Rollen abhängig.

Die Erfassung psychologischer Sicherheit lässt sich in der betrieblichen Praxis unkompliziert und zügig umsetzen, weshalb ihr Einsatz zur Bewertung von Teams sehr zu empfehlen ist. Die Entwicklung eines solchen Klimas wird maßgeblich durch eine positive Beziehung zu Führungskräften, insbesondere durch transformationale Führung, sowie durch eine förderliche Arbeitsatmosphäre begünstigt. Diese Unterstützung kann sowohl von der Organisation selbst als auch von den Mitarbeitenden untereinander ausgehen. Psychologische Sicherheit entfaltet ihre größte positive Wirkung, wenn Arbeitsaufgaben Kreativität und Sinngebung erfordern sowie bei hoher Aufgabenkomplexität.

Begriffserklärungen im Glossar:

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Verfasst von Thomas Löding, zuletzt aktualisiert am 08. Februar 2024