Was ist „New Work“?

Das Konzept der „New Work“, wörtlich übersetzt: „Neue Arbeit“ beschreibt die neue Arbeitsweise der heutigen Gesellschaft im globalen und digitalen Zeitalter. Der Begriff wurde vom östereichisch-US-amerikanischen Philosophen Frithjof Bergmann geprägt und basiert auf dessen Forschungen zum Begriff der Freiheit sowie der Annahme, dass das bisherige Arbeitssystem überholt sei.

Philosophie

Bergmanns Konzept beginnt mit einer kritischen Bewertung des amerikanischen Freiheitsverständnisses. Er versteht Freiheit nicht als die Möglichkeit, zwischen zwei oder mehr, mehr oder weniger guten oder schlechten Optionen zu wählen (freedom to choose), sondern als die Möglichkeit, etwas zu tun, was wirklich, wirklich wichtig ist (decide what you want to do because you believe in it).

Die zentralen Werte des Konzepts dieser Neuen Arbeit sind Autonomie, Freiheit und Teilhabe an der Gemeinschaft. New Work sollte neue Wege der Kreativität und der persönlichen Entwicklung bieten und damit einen wirklich wichtigen Beitrag zum Arbeitsmarkt leisten. Auf diese Weise ist echte „Handlungsfreiheit“ möglich. Die Hauptidee von New Work ist es, Raum für Kreativität und Selbstverwirklichung zu schaffen. Da Bergmann das Beschäftigungssystem für überholt hält, hat der Mensch die Möglichkeit, sich von der Lohnarbeit zu befreien.

Struktur der New Work


Das frühkapitalistische System der Lohnarbeit soll langsam in New Work umgewandelt werden. Diese Neue Arbeit soll aus drei Teilen bestehen:

  • Einem Drittel Erwerbsarbeit
  • Einem Drittel High-Tech-Selbstversorgung („Autarkie“) und intelligentem Konsum
  • Einem Drittel der Arbeit, die man wirklich, wirklich will.


Erwerbsarbeit


Da die Menge an verfügbarer Erwerbsarbeit (traditionell zu verrichtende Arbeit) – im Rahmen der Industriegesellschaft – durch die Automatisierung in allen Wirtschaftsbereichen abnehmen wird, schlagen die Befürworter von New Work eine reduzierte Erwerbsarbeit für alle vor. Die durch diese Reduktion der Erwerbsarbeit frei werdende Zeit soll im Gegenzug die finanzielle Basis schaffen, um Dinge zu schaffen, die weder durch Heimarbeit noch durch nachbarschaftliche Netzwerke produziert werden können.

Hightech-Selbstversorgung und intelligenter Konsum

Die Befriedigung der Bedürfnisse der Menschheit wird durch High-Tech-Selbstversorgung mit neuester Technologie unterstützt. In naher Zukunft könnten so genannte Fabbers - automatisierte All-in-One-Geräte - selbstständig Waren produzieren.

Bergmann spricht von „Smart Consumption“, bei dem die Menschen darüber nachdenken und entscheiden sollten, was sie wirklich brauchen. Viele Produkte und Dinge sind laut Bergmann irrelevant, da sie bei der Nutzung mehr Zeit verbrauchen als sie einsparen. Ein Beispiel dafür ist die Knoblauchpresse: Sehr oft verschlingt die Reinigung des Geräts mehr Zeit als die Zeit, die man durch die Verwendung der Presse im Vergleich zum manuellen Pressen/Schneiden einspart.

Durch Selbstversorgung und intelligenten Konsum könnten die Menschen einen guten Lebensstandard aufrechterhalten, auch wenn nur ein Drittel der gesamten Kapazität für Lohnarbeit genutzt wird.

Arbeit, die man wirklich, wirklich will

Dies ist die wichtigste Komponente von New Work. Die Idee ist: Arbeit als solche ist unendlich und sie ist viel mehr als das, was das Lohnarbeitssystem bietet und bieten kann. Nach Bergmann kann jeder Mensch eine Arbeit finden, die mit den eigenen Werten, Wünschen, Träumen, Hoffnungen und Fähigkeiten übereinstimmt.

Da Bergmann einen revolutionären Prozess zur Überwindung des Lohnarbeitssystems verneint, kann eine Veränderung nur langsam erfolgen und diese Veränderung kann nur durch Menschen erreicht werden, die ihre wirklichen, realen Wünsche genau analysieren und diesen Wünschen nachgehen. Dadurch werden sie immer unabhängiger vom System der Lohnarbeit.

In den so genannten „Zentren für neue Arbeit“ geht es darum, dass Menschen zusammenarbeiten und mit Unterstützung von Mentoren versuchen, herauszufinden, welche Art von Arbeit sie wirklich ausüben wollen. Dieser Prozess ist natürlich komplex, anspruchsvoll und zeitaufwendig. Bergmann verwendet den Begriff „Selbstunkenntnis„. Indem man versucht herauszufinden, was man wirklich tun möchte, könnte eine allgemeine Bewegung in Gang kommen, die das Leben so verändert, dass man sich „lebendiger“ fühlt.

Das Konzept „New Work“ weitergedacht


Der Psychologe Markus Väth entwickelte Bergmanns Theorie weiter: Ausgehend von Bergmanns Schrift „New Work, New Culture“ zeigt Väth vier Säulen auf, auf denen eine erfolgreiche Umsetzung von New Work beruhen könnte:

  • eine bewusste Lebensführung („Life Blending“) in Kombination mit einer Neubewertung der Bedeutung der Arbeit für das eigene Leben
  • ein systematisches Modell von Kompetenzen, die für die Arbeit in einer hochkomplexen, dynamischen Welt relevant sind
  • ein Veränderungsmodell für Organisationen, das einen Paradigmenwechsel in Kultur und Organisation ermöglicht
  • eine intensive Debatte über die Rolle der Arbeit in der Gesellschaft und ein entsprechender Auftrag an die Politik („New Work Deal“)
SKILLS FOR JOBS - Der Blog für Beruf und Karriere, 01. November 2022

Quellen